Italienrundreise

vom 03 bis 24.06.1996

 

Noch verschwenden wir keinen Gedanken daran, dass wir in zwanzig Jahren mal mit dem Wohnmobil andere Länder und Kulturen kennen lernen werden. Aber auch so ein Urlaub kann wunderschön sein. Daher habe ich mich entschieden, auch die weit in der Vergangenheit liegenden Reisen einmal aufzuschreiben, in lieben Erinnerungen zu schwelgen verbunden mit der Hoffnung, alles noch einmal mit dem Wohnmobil erleben zu können.

 

Also: Unser Auto war gepackt und die Hotelzimmer gebucht. Wir freuten uns auf die Reise in den Süden. Endlich mal ein paar Tage - nein, eigentlich waren es sogar ganze drei Wochen - ausruhen, fremde Orte besuchen und ein weiteres Stück von der Welt kennenlernen.

 

Unsere Italienrundreise  begann mit der ersten Übernachtung in Bozen. Das Hotel lag sehr zentral und so schlenderten wir ein wenig durch die schönen Gassen von Bozen. Wieder zurück im Hotel wurde ich von meinem Mann mit einem Heiratsantrag überrascht und ich sagte natürlich "ja". Der Urlaub konnte ja nur schön werden:-)

 

Nach dem Frühstück fuhren wir weiter nach Florenz. Eine ziemlich große Stadt und trotzdem erliegt man ihrem Charme sofort. Die prachtvollen Bauten und malerischen Gassen sowie die schönen Piazze zu erkunden ist einfach nur ein Traum. Sofort fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt. Hier tobt das frische junge Leben zwischen der alten Kultur und es macht einfach nur Spaß sich gemütlich an einen Tisch zu setzten, einen leckeren Cappuccino zu trinken und das bunte Treiben zu beobachten.

 

Wir schlenderten über den Ponte Vecchio mit den unendlich zahlreichen Schmuckgeschäften und bestaunten deren Schmuckauslagen. Weiter ging es zur Kathedrale Santa Mari del Fiore, die bereits 1436 von Papst Eugen IV eingeweiht wurde. Auch  warfen wir beim bronzenen Eber eine Münze ein und streicheln ihm über die Nase, die vom vielen streicheln golden glänzt.

 

Es gibt in Florenz so viel zu sehen, dass man das in zweit Tagen auf keinen Fall schaffen kann, aber die wichtigsten Stationen haben wir natürlich besucht und werden bestimmt noch einmal wiederkommen, versprochen.

 

Übrigens: In Florenz hatten wir in einem alten Palazzo unser Zimmer gebucht. Dieses war echt gewaltig groß und hatte riesige hohe Decken. Wir kamen uns vor wie ein paar kleine Mäuschen. Das Bad hingegen war winzig Bad. Zu Zweit konnten wir da nicht rein.  Es war uns aber egal. Wir waren sowieso die meiste Zeit in Florenz unterwegs, genossen  die wärmende Sonne und die geschichtsträchtige Stadt. Und unser damals neues Auto haben wir auch anstandslos wiederbekommen. Beim Einchecken mussten wir den Schlüssel abgeben, da die Autos vom Personal in eine Garage eingeschlossen wurden. Diese war  aber so knapp bemessen, dass die Autos immer umgeparkt werden mussten, wenn ein Gast sein Auto benötigte. Das fand mein Mann gar nicht so lustig. 

 

Als nächster Haltepunkt statt Assisi auf dem Programm. Dies ist ein bezaubernder Ort. Hier fühlt man sich gleich in die Vergangenheit versetzt und rechnet damit, dass jeden Moment ein Franziskaner um die Ecke kommt, was dann auch häufiger passierte, denn bei Assisi handelt es sich um den Geburtsort von Franz von Assisi, dem Gründer des Franziskanerordens. Noch heute erinnert die Basilika San Francesco daran, die aus zwei Kirchen - der Ober- und der Unterkirche - sowie der Krypta aus dem Jahre 1818 besteht, in der sich das Grab des Heiligen befindet.

  

Der Heilige Franz von Assisi gilt als der Schutzpatron der Tiere, da er diese Geschöpfe sehr liebte und mit ihnen sprach. Der Franziskus' Gedenktag - der 4. Oktober - wird heute weltweit als Tierschutztag begangen. 

 

Und auf den Stufen der Basilika ist es dann passiert und ich bin - mal wieder - umgeknickt. Der Fuß schwoll in sekundenschnell an, so dass mein Mann mich bis zum Hotel auf Händen tragen musste, na ja fast jedenfalls. Trotzdem, es tat höllisch weh.

 

Im Hotel hat sich dann das Personal rührend um mich bemüht. Es wurde sogar jemand geschickt, für mich eine Salbe zu besorgen und beim Abendessen bekam ich ein Fußbänkchen, auf dem ich diesen erhöht ablegen konnte. Die Italiener sind eben immer supernett. Trotzdem wurde es eine schmerzhafte Nacht.

 

Auf der Rückbank mit hochgelegtem Fuß fuhren wir am nächsten Tage nach Rom. Der Verkehr dort ist einfach gigantisch. Wir haben oft die Luft angehalten ob des chaotischen Fahrstils der Italiener, insbesondere der vielen Mopedfahrer. Zu unserem Hotel haben wir alleine leider nicht gefunden. Gesehen haben wir es, aber aufgrund der Einbahnstraßenregelung kamen wir einfach nicht hin. Also baten wir einen Taxifahrer, vor uns herzufahren und schwupp waren wir dort. Dann bekamen wir noch einen super Tipp für unser Abendessen. Eine kleines, uriges und typisches italienisches Restaurant, abseits der Touristenströme, in welcher die Einheimischen und auch die Taxifahrer ab Abend essen gehen.

Dieser Hinweis stellte sich für uns dann auch als einfach perfekt heraus. Karierte Tischdecken auf dem einfachen Mobiliar, die Köchin des Hauses nahm uns einfach mit in die Küche und zeigte uns, was es zu essen gab und zwar mit Suppe, Hauptspeise und Nachtisch. Einfach klasse. Auch der einfache Tischwein war richtig gut und das vorzügliche Mahl absolut preiswert. Es war so gut, dass wir gleich am nächsten Abend wieder dort aßen.

 

Aber nun zu Rom. Gehandicapt durch meinen immer noch äußert dick angeschwollenen Fuß, erkundeten wir die Stadt leicht humpelnd und mit vielen Cappuccinopausen. Da wir drei Tage Zeit dafür hatten, haben wir aber auch sehr viel gesehen wie den Konstantin-Bogen, der 312 n. Chr. erbaut wurde. Oder das Kolosseum wo früher die Gladiatorenkämpfte stattfanden und in dem 50.000 Menschen Platz fanden.

 

Natürlich haben wir auch die Engelsburg besichtigt. Diese wurde 130 - 139 n. Chr.  als Mausoleum erbaut und diente später den Fürsten und Päpsten als Wohnsitz und Gefängnis. Heute ist dort ein Museum mit Waffen- und Kunstsammlungen untergebracht. 

 

Ein Muss ist auf jeden Fall der Petersdom mit dem weitläufigen Petersplatz und dem Vatikan. Die Größe des Domes ist schon beeindruckend aber ein stiller Ort zu beten bestimmt nicht. 

 

Weitere Stationen waren das Forum Romanum, erst Marktplatz, später das politische und religiöse Zentrum Roms, die spanische Treppe, das Amphitheater und natürlich die Papstbasilika S. Paul vor den Toren. Außen wird diese geschmückt von einem goldenen Mosaik. In der Basilika befindet sich ein langes Band von 265 Medaillons mit den Porträts aller Päpste. Einer Legende nach kommt Christus wieder, wenn kein Platz mehr für ein weiteres Medaillon vorhanden ist. Es war schon komisch zu sehen, dass nur noch drei freie Stellen vorhanden waren. (Inzwischen wurden unter Johannes Paul II. 25 neue Plätze angelegt. Somit müssen wir noch ein wenig auf die Wiederkunft von Jesu Christi waren.)

 

Selbstverständlich waren wir auch beim berühmten Trevibrunnen und haben über die rechte Schulter eine Münze reingeworfen. Einer Legende nach bringt es Glück, wenn man über die rechte Schulter eine Münze in den Brunnen wirft. Wirft man eine einzige Münze, wird man nach Rom zurückkehren, wirft man zwei Münzen wird man sich bald in einen Italiener verlieben und bei drei bald heiraten. Somit landet ca. 1 Million Euro pro Jahr im Brunnen. Diese werden aus dem Becken geholt und wohltätigen Zwecken gespendet.

 

Unser Fazit: Rom ist immer eine Reise wert.

 

Wir fuhren Richtung Neapel entlang der schönen Küstenstraße. Außerhalb von Neapel bezogen wir unser Hotelzimmer mit Blick auf das Meer. Nach Neapel selbst wollten wir verständlicherweise mit dem Auto nicht fahren. Somit nutzten wir das Angebot des Hotels, uns direkt mit einem Shuttlebus in die Innenstadt zu bringen.

 

Neapel sehen und sterben, so heißt es. Nun ja, sterben wollten wir trotzdem nicht. Wir durchwandern also die engen  Gassen und erkunden Gegenden, in die sich Touristen nicht wagen und die auch nicht ganz ungefährlich waren. Aber die äußerst liebenswerten Italiener - oder besser gesagt Neapolitaner - haben uns auf bestimmte Risiken hingewiesen, so dass wir unbeschadet kreuz und quer durch Neapel geschlendert sind.

 

Müde und auch ein wenig schmerzte noch mein Fuß, haben wir uns am Hafen von Neapel auf die Wiese gelegt und den Speedbooten zugeschaut. Dabei müssen uns die Augen zugefallen sein was heißt, wir sind beide eingeschlafen mit Spiegelreflexkamera um den Hals und das Portemonaie in der Hosentasche.

 

Mit Schrecken sind wir aufgewacht aber es war alles noch da. Neben uns verweilte unser haariger Schutzengel. Ja wirklich. Ein großer alter Schäferhund hatte sich direkt zu uns gelegt. Kann es sein, dass sich deshalb keiner an uns herangetraut hat? Wir bedankten uns auf jeden Fall bei ihm, kraulten sein struppiges Fell und er trottelte so leise davon wie er wohl gekommen war. 

 

Die Menschen in Neapel sind sehr nett, auch wenn immer und überall gesagt wird, dass in Neapel wie verrückt geklaut wird. Wir haben am Ende des Tages sogar 1.000 Lire auf der Straße gefunden.

 

Dann ging es einmal quer durch Italien zur Halbinsel Gargano.  Eine wunderschöne Gegend und blühende Landschaften begegnen auf auf der Fahrt. Felder mit Mohnblumen und gelbem Margeriten verzauberten uns.  In einem kleinen Hotel gönnten wir uns ein paar Tage Badeurlaub. Eine charmante Bucht inmitten von Klippen, die ausschließlich Hotelgästen vorbehalten ist, erreichte man über einen Aufzug. Den feinen Kiesstrand hatten wir die ganze Zeit fast ausschließlich für uns alleine. Wunderschön.

 

Aber auch einen Ausflug nach Manfredonia haben wir genossen. Hier habe ich meinen Hosenanzug für die Hochzeit gefunden. Italien hat eben eine wunderbare Modewelt.

 

Im Hotel machten wir Bekanntschaft mit einem netten Ehepaar. Wie sich herausstellte, machten die beiden auch ein paar Tage Urlaub und erholten sich von ihrem Stressjob. Sie besitzen ein Hotel in Riccione und luden uns ein, auf dem Heimweg bei ihnen einen kurzen Halt einzulegen.

 

Man glaubt es kaum, aber wir haben das Angebot nach Riccione zu kommen angenommen und uns für zwei Nächte ein Zimmer gebucht. Das Hotel "Poker" befindet sich in zweiter Reihe zum Meer und so nutzten wir den Tag für einen Spaziergang durch die Wellen und den Sand. Allerdings entsprach dieser nicht meinen Vorstellungen. Zu überlaufen und Liege an Liege. Das ist nichts für Mamas Liebling. Abends schlenderten wir durch den Ort. Dieser ist wirklich recht nett. In einem kleinen Laden haben wir dann eine Lampe gefunden, die ein Egel umfangen hält. Die musste unbedingt mit. 

 

Am nächsten Tag sind wir mit den Beiden dann nach San Marino  gefahren und haben dort ein Truckerrennen besucht. Das war ganz toll denn wir durften in den VIP Bereich und zu den LKW's sowie den Rennfahrern.

 

Langsam neigte sich der Urlaub dem Ende.  Für eine Nacht blieben wir in  Garmisch-Partenkirchen. Hier soll schon Andreas Hofer übernachtet haben und unser Zimmer war dem Tiroler Freiheitskämpfer gewidmet. Wir haben es mal so geglaubt.

 

Gleich am nächsten Morgen ging es dann weiter Richtung Heimat aber nicht ohne eine Übernachtung in der Nähe von Thalfingen. Hier wuchs mein Vater während des Krieges auf und auf einer Gedenktafel bei der Kirche St. Laurentius findet man noch heute den Namen seines Vater bzw. meines Opas "Arthur Büchner", der im Krieg  am 18. April 1942 während der Ausübung seiner Pflicht als Sanitäter in Russland gefallen ist und ich ihn leider nicht kennenlernen durfte.

 

Von Thalfingen aus fuhren wir zurück nach Hause. Diesen erlebnisreichen Urlaub werden bestimmt nie vergessen.